Umweltschützergruppen leugnen Anschuldigungen einer “Verschwörung“ gegen Madagaskars Staatsoberhaupt

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Palisander-Abholzung im Masoala Nationalpark, UNESCO-Welterbestätte

Zwei Umweltschützergruppen im Kampf gegen den illegalen Palisanderhandel streiten Anschuldigungen seitens des regierenden Präsidenten Madagaskars ab, an einer Kampagne beteiligt zu sein, die seine Herrschaft untergraben soll.

Andry Rajoelina, der ehemalige Bürgermeister der Hauptstadt Antananarivo, der die Macht nach einem Zivilkonflikt im März 2009 ergriff, behauptete letzten Monat in einem Interview mit Revue de l’océan Indien dass die Londoner Gruppe “Global Witness” sowie die “Environmental Investigation Agency “ aus Washington durch ihre verdeckten Ermittlungen zum Palisandergeschäft seinen Ruf zu beschmutzen strebten.

In Revue de l’océan Indien sagte Rajoelina, dass die Anschuldigungen “Teil einer Strategie, meinen Ruf zu ruinieren” seien. Während seiner Amtszeit als Bürgermeister von Antananarivo, so Rajoelina, besuchte er Guangzhou nur ein einziges Mal, um Materialien wie z.B. Plastikmülleimer für die Stadt zu erwerben. Er fügte hinzu, dass er zu keiner Zeit in das Palisandergeschäft verwickelt war.

Pantherchamäleon in Madagaskar

“Die Palisanderindustrie ist eine Industrie, die ich weder kenne, noch kontrolliere, und an der ich auch keinerlei Interesse habe. Ich wiederhole, dass der Bericht lediglich verfasst wurde, um mich in Verruf zu bringen,” sagte Rajoelina.

Doch “Global Witness” und die “Environmental Investigation Agency ” (EIA) streiten eine politische Motivation für ihre Untersuchungen vehement ab.

In einer Stellungnahme per E-Mail an wildmadagascar.com erklärten die Gruppen: “EIA und Global Witness sind gemeinnützige Organisationen, die sich für die Untersuchung und Blossstellung von Umweltkriminalität und Korruption im Handel mit natürlichen Ressourcen einsetzen. Beide Organisationen arbeiten schon seit über 10 Jahren im Kampf gegen die illegale Abholzung und den damit zusammenhängenden weltweiten Handel. Wir stellen Probleme sowohl in forstwirtschaftlich produzierenden Ländern als auch in Konsumentennationen bloß, einschließlich in den USA, Europa und China. “

Die Gruppen sagen, dass ihre Untersuchungen durch eine Anfrage der madagassischen Regierung zustande kamen. Sie bezeichneten dies als einen “lobenswerten Aufwand seitens der madagassischen Ämter, für Verständnis und Dialog in Bezug auf dieses ernste Problem.“

“Madagascar National Parks erteilten Global Witness sowie der EIA stellvertretend für das malagassische Umwelt- und Forstministerium den Auftrag, den illegalen Handel mit Palisander und Ebenholz zu untersuchen, und die Verantwortlichen auf nationaler und internationaler Ebene zu identifizieren. Wir haben im Rahmen dieses Projektes Nachforschungen in China, Europa und den USA – den drei Hauptkonsumenten von Palisander und Ebenholz – angestellt.

“Die Aussagen, die Andry Rajoelina, Oberhaupt der Übergangsregierung Madagaskars, mitverantwortlich zu machen scheinen, kamen von illegalen chinesischen Palisanderhändlern im Laufe ebendieser Ermittlungen. Wenn Rajoelina sein Engagement für die Lösung der dringenden Probleme, die Madagaskars Wälder bedrohen, demonstrieren will, sollte er diese Anschuldigungen angemessen untersuchen, anstatt dem Boten die Schuld zu geben.“

Global Witness und die EIA veröffentlichten außerdem eine Abschrift des Videos, in dem einer der Palisanderhändler über Rajoelinas Aufenthalt in Guangzhou spricht, welches er in seiner Kapazität als Bürgermeister der Stadt Antananarivo besuchte.

[Händler] Als er Bürgermeister war, kam er zusammen mit [zensiert – chinesischer Name] nach Guangzhou. 01:03:24

[EIA] Sie kannten ihn also? 01:03:27

[Händler] Ja, als er noch Bürgermeister war. Er und mein Partner kamen nach Guangzhou. 01:03:31

[Händler] Die Plakate und Mützen für seinen Präsidentschaftswahlkampf wurden in Guangzhou hergestellt. 01:03:32

[EIA] Ah, natürlich, Sie kannten ihn schon damals…! 01:03:37

“In unseren Untersuchungsprotokollen kommentierte der gleiche Händler, der Rajoelinas Chinabesuch erwähnte, auch, dass dieser zur gleichen Zeit in Guangzhou Wahlkampfartikel eingekauft hatte,“ sagte Andrea Johnson, EIAs Leiterin für Forstkampagnen, im Interview mit wildmadagascar.org. “Von daher scheint es, als würden die Kommentare des Präsidenten unser Beweismaterial nur bekräftigen.“

WildMadagascar.com hatten leider keinen Erfolg darin, das Büro des Präsidenten zu erreichen, um dessen Antwort auf die Aussagen von EIA und Global Witness zu erhalten.

Der Palisanderskandal

Die Palisanderanschuldigungen haben sich in Madagaskar zu einem politischen Skandal entwickelt. Rajoelinas Anhänger geben dem ehemaligen Präsidenten Marc Ravalomanana die Schuld, während dessen Befürworter auf Rajoelinas Regierung zeigen, die mit dem wertvollen Bauholz Handel treibt. Beide Seiten sagen, dass eine “chinesische Mafia” in den Handel verwickelt ist.

Ungeachtet dessen, wer im Endeffekt die Verantwortung trägt, ist seit den Ereignissen, die im März stattgefunden haben, ein steiler Anstieg in der Palisanderabholzung zu verzeichnen. Durch eine Begutachtung im letzten Oktober stellte sich heraus, dass sich innerhalb der Grenzen des Masoala Nationalparks – einer UNESCO Welterbestätte, die besonders für ihre Biodiversität bekannt ist – umfangreiche Abholzlager befinden. Weitere Investigationen lieferten Beweismaterialien für das Vorhandensein von Fallen, mit derer Hilfe Lemure eingefangen werden. Conversation International, eine in der Region präsente NGO, berichtet, dass Lemurfleisch in zunehmendem Maße kommerziell auf dem Wildfleischmarkt angeboten wird.

Abholzlager in Masoala. Mit freundlicher Genehmigung der Missouri Botanical Gardens.

Umweltschutzgruppen sagen, dass die Regierung nur sehr langsam gegen Holzfäller, die innerhalb der Parks arbeiten, vorgeht. Dennoch sind internationale Palisanderlieferungen durch den internationalen Druck und die verbesserte Kontrolle von Häfen stark reduziert worden.

Wegen der andauernden Zerstörung von Lebensraum und somit der hohen Artenvielfalt ist Madagaskar zu einer der wichtigsten Konservationsprioritäten der Welt geworden. Mehr als 70 Prozent der malagassischen Gattungen sind an keinem anderen Ort der Erde zu finden.