Die nachhaltige Entwicklung scheint in Brasilien das Reich der institutionellen Debatte verlassen zu haben und ist zu einer Realität geworden, damit Unternehmen in ihren Märkten wettbewerbsfähig bleiben.
Sie wird auch als Instrument verwendet, um das Wirtschaftswachstum des Landes anzukurbeln.
Ein bemerkenswertes Beispiel dafür ist die Hydroelektrizität, da sich das Land seit vielen Jahren bemüht, Elektrizität auf innovative Art herzustellen, anstatt sich auf die Verwendung fossiler Brennstoffe zu stützen. Firmen unterzeichnen und unterstützen auch freiwillig Brasiliens GHG-Protokoll-Programm mit dem Ziel, Kohlenstoffemissionen zu reduzieren, und große wie kleine Unternehmen sind führend bei nachhaltigen Geschäftspraktiken.
Obwohl Brasilien viel Respekt für diesen vorausschauenden Ansatz zur Nachhaltigkeit bekommen hat, wurde es seit den 1980ern auch stark für Hydroprojekte kritisiert; in den letzten Monaten war das Ziel der Kritik vor allem die Entscheidung, mit dem Plan voranzuschreiten, 3 Dämme auf dem Fluss Xingu im Amazonasbecken zu bauen.
Der nun berüchtigtste und wichtigste davon, “Belo Monte”, wird Brasiliens Versorgung mit hydroelektrischer Energie weiter gewährleisten, möglicherweise aber auch Nebenflüsse des größten Flusses der Welt in “eine endlose Reihe stagnierender Reservoirs” verwandeln, wie der neue von Amazon Watch und International Rivers veröffentlichte Kurzfilm, erzählt von Sigourney Weaver, erklärt. Der Film wurde mittels Google Earth 3D-Tour erstellt und enthüllt die möglichen Auswirkungen des Dammes, sowie die Konsequenzen für die indigenen Völker in dem Gebiet.
“Ihre Art zu leben wird verschwinden”, sagte die Schauspielerin.
Hydroelektrizität liefert 80% des Stroms, den Brasilien erzeugt, und Belo Monte wird weitere 11.000 MW produzieren und der drittgrößte Staudamm der Welt sein, was Brasiliens Stromleistung um fast 20% erhöhen wird. Indigene Stämme, sowie Umweltschützer, protestieren seit über 30 Jahren vehement gegen das Projekt. Die Reservoirs von Belo Monte drohen 668 Quadratkilometer zu überfluten, mehr als 20.000 Menschen aus ihren Heimen zu verdrängen, und den Fluss Xingu während Teilen des Jahres auf ein Rinnsal zu reduzieren. Die Wasserversorgung wird gefährdet; das wiederum gefährdet Menschen und Tierarten, wenn Fischwanderungen blockiert werden, was vernichtende Konsequenzen für die lokalen Fischereien haben wird, die für ihren Lebensunterhalt von dem Fluss abhängig sind, und für die Wasserlebewesen im Fluss, die von ihm für das Überleben ihrer Art abhängig sind.
Der Balbina-Damm hat etwa 2.400 Quadratkilometer (920 Quadratmeilen) überflutet, als er fertiggestellt wurde. |
Es ist schwer zu verstehen, wie die Unruhen über ein so riesiges Projekt über so lange Zeit hinweg ignoriert werden konnten, lange genug um es dem Projekt zu erlauben, dieses Stadium zu erreichen. Schon 1989 hielt eine Kayapó-Frau ihre Machete vor das Gesicht von José Antônio Muniz Lopes, dem damaligen Präsidenten des staatlichen Elektrizitätswerkes Eletrobrás, das heute den Vertrag hält. Ihr drastischer Schritt unterstrich die Angst der indigenen Stämme vor dem Bau des Staudamms, und diese Ängste dauern bis heute an, sind noch gewachsen und werden jetzt von vielen Umweltschutzorganisationen mitgetragen, und auch vom brasilianischen Volk.
Es ist schwer sich das Schadensausmaß vorzustellen, das der Bau des Staudammes anrichten wird, wenn man nicht selber im Amazonasregenwald gestanden und seine Schönheit und Größe gesehen hat, und gesehen hat wie die Menschen und die Tiere voneinander abhängig im satten Grün seines Waldes leben; Worte können es ebensowenig einfangen. Tausende kleine und große Flüsse fließen durch den Wald, und Wasser ist ein großer Teil des Ökosystems selbst, weshalb es, wenn das Belo Monte Projekt umgesetzt wird, ein Katastrophe wird. Diese Serie von Dämmen zu bauen wird als entscheidender Wendepunkt für den Amazonas betrachtet, und nicht im positiven Sinne – es wird für die tausenden Menschen und Arten, die dort leben, das Ende des Lebens, wie sie es kennen, sein, und der Anfang von vielen weiteren Projekten wie Belo Monte, da Brasilien versucht, den Energiebedarf seines Landes wirtschaftlich zu decken. Das Fluten des Waldes, um dem Damm Platz zu bieten, wird eine gewaltige Freisetzung von Methan aus der Vegetation, die darunter verrottet, auslösen, gespeicherte Treibhausgase von Millionen von Jahren, die 25-mal stärker sind als CO2, und auch die Malariagefahr in den umliegenden Gebieten wird steigen, wenn Insekten von dem stehenden Gewässer angelockt werden. Wenn die Erfahrungen mit Staudammprojekten der Vergangenheit im Amazonas ein Vorbild sind, wird Belo Monte den ansässigen Menschen keine andere Wahl lassen, als sich den vielen Holzfällern, die bereits im Amazonas aktiv sind, anzuschließen, da sie nicht länger ihr Einkommen aus der Fischerei oder ihren traditionellen Lebensunterhaltstätigkeiten wie der Jagd beziehen können, was zu noch mehr vernichtender großflächiger Entwaldung führen wird.
Diese Entwicklung kann nicht als nachhaltig betrachtet werden, wenn man dazu noch die Einführung von Elektrizitätsnetzen, Überlandleitungen und Zufahrtsstraßen bedenkt, die noch mehr Druck auf diesen wertvollen Regenwald ausüben werden.
Robin Le Breton und Binka Le Breton |
Der weniger bekannte Schwesterwald des Amazonas, der Atlantische Regenwald, hat bereits eine ähnliche, von menschlicher Entwicklung verursachte Zerstörung erlitten, und tatsächlich sind nur noch 7% dieses wertvollen Waldes übrig. Trotzdem ist er einer der fünf reichhaltigsten Wälder der Welt, während er auch einer der am meisten gefährdeten ist. Was den Atlantischen Regenwald so besonders macht ist seine Biodiversität – was Pflanzen und Vögel und andere Tiere betrifft, besonders Primaten und Amphibien. Er unterscheidet sich von vielen anderen Wäldern durch den hohen Grad an endemischen Arten – Arten, die es nur hier gibt, und nirgends anders. Er weist vielleicht 20.000 Pflanzenarten auf, von denen ca. 6.000 endemisch sind, zum Beispiel sind von den 25 Primatenarten im Atlantischen Regenwald 20 endemisch, und 14 vom Aussterben bedroht. Was seinen Kampf ums Überleben betrifft, war er bis vor ungefähr 30 Jahren nicht wirklich ein Thema, lange nachdem die Menschen schon ihre Sorge über die Zerstörung des Amazonas ausgedrückt hatten. Viele Menschen sahen ihn einfach nicht, weil er nicht in den Nachrichten gezeigt wurde: es gab nicht viel Forschung darüber, was er beinhaltet, selbst heute, und darüber, dass er das größte Bevölkerungszentrum in Brasilien ist – beinahe all seine Menschen wohnen im Atlantischen Regenwald. Besonders zwei Menschen kämpfen hart um sein Überleben.
Robin Le Breton und seine Frau Binka sind wohlvertraut mit dem Konzept der “nachhaltigen Entwicklung”. Sie sind die Leiter eines Forschungszentrums in einer kleinen Stadt namens Rosário da Limeira, im Südosten des Staates Minas Gerais.
Ich habe im Januar dieses Jahres einen Monat mit Robin und Binka gearbeitet, mitten im wunderschönen brasilianischen Atlantischen Regenwald, der in der Gegend als Mata Atlântica bekannt ist, und seither haben sich jeden Tag meine Gedanken dazu, was als nachhaltig betrachtet werden kann, dramatisch geändert. Die Umgebung, in der sie leben, ist typisch für viele andere in diesem atemberaubenden Wald, geschädigt durch die Entwicklung von Landwirtschaft, um den Bedarf des Landes und der Welt an Kaffee und anderen Dingen zu decken.
Ihre Forschung konzentriert sich auf zwei Punkte: nachhaltige Landmanagementtechnologien, um die Zukunft des Waldes und seiner Menschen zu gewährleisten, und die Entwicklung alternativer Produkte aus dem Waldland, die ihnen ein Einkommen einbringen und die einen Anreiz für die Walderhaltung in Brasilien schaffen können.
Clare Raybould, die Autorin, in Iracambi |
Der Belo Monte Staudamm hat keine direkten Auswirkungen auf den Atlantischen Regenwald, aber das ganze Thema wirft Fragen zur Nachhaltigkeit dieser Art von Elektrizitätserzeugung auf, und ich wollte wissen, was diese unglaublichen zwei Menschen, die die letzten 10 Jahre ihres Lebens der Arbeit am Schutz dessen, was vom Altantischen Regenwald geblieben ist, gewidmet haben, über Hydroelektrizität denken.
Haben sie das Gefühl, dass sie nachhaltig ist? Oder ist es ein Beispiel für eine positive Idee, die daraus entsprungen ist, dass man Dinge anders machen muss, die aber nicht ausreichend durchdacht wurde? Oder gibt es noch größere Implikationen, wenn man bedenkt, dass das Projekt von der brasilianischen Regierung vorangetrieben wird?
Ich wollte auch wissen, was ihrer Meinung nach die Auswirkungen des Klimawandels auf die langfristige Zukunft des Staudamms sein werden, in Anbetracht unseres unvorhersehbaren Klimas und des vorhergesagten Bevölkerungswachstums, die in den kommenden Jahren erwartet werden. Das Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) hat eine verheerende Bandbreite von Auswirkungen des Klimawandels auf Brasilien vorhergesagt, darunter einen Anstieg der Intensität und der Anzahl von extremen Wetterereignissen. Die riesige geographische Vielfalt der Region bedeutet, dass die Anfälligkeitsmuster durch den Klimawandel extrem unterschiedlich sind, was es zugegebenermaßen auch schwierig macht, Modelle zu schaffen. Aber die Möglichkeit, dass es weniger Regen geben wird, kann nicht ausgeschlossen werden, was Brasiliens Fähigkeit, Elektrizität über Wasserkraft zu generieren, beeinträchtigen würde, und außerdem Auswirkungen auf die Trinkwasserversorgung im Vergleich zum Bedarf hätte. Wird die ganze Zerstörung, die auf kurze Sicht geplant wurde, langfristig eine Verschwendung sein?
Ein Interview mit Robin und Binka Le Breton:
Mongabay: Robin, auf Ihrer Website beschreiben Sie sich als Berater für das Management natürlicher Ressourcen (Consultant on Natural Resource Management). Was bedeutet das?
Robin: Berater müssen sich, um engagiert zu werden, schicke Titel geben wie “Fahrzeugführer für kollektiven öffentlichen Transport”, was bedeutet: Busfahrer. Management von natürlichen Ressourcen ist das, was ein Farmer tut, wenn er beschließt, seine Kühe auf dieses Feld zu stellen oder jenes Feld zu pflügen, um Mais zu pflanzen. Es ist also ein schicker Titel für einen Bauern. Aber Bauern lernen auch andere Arten der Landnutzung – wie zum Beispiel einen Wald zu erhalten, anstatt ihn zu roden – also beinhaltet dieser Begriff auch diese Aspekte, die der Laie vielleicht nicht aus dem einfachen Begriff “Farmer” versteht.
Wie passt Iracambi in diese Rolle?
Robin: Es ist der Name unserer gemeinnützigen Organisation, Amigos de Iracambi, die ein Forschungszentrum auf einer nachhaltigen Waldfarm unterstützt, wo wir unsere Ideen in die Tat umsetzen können. Wir sind in der Pufferzone des Serra do Brigadeiro State Park in den Bergen von Minas Gerais im südöstlichen Brasilien. Es ist ein Gebiet von außerordentlicher Schönheit, reichlich Wasser und einzigartiger Artenvielfalt.
Mongabay: Binka, was ist Ihre Rolle in dieser Partnerschaft, und können Sie mir etwas über Iracambi erzählen?
Binka:Meine Rolle in dieser Partnerschaft ist die der Sprecherin für Iracambi, für den Atlantischen Regenwald und für die Themen Umwelt und Menschenrechte, denen wir täglich begegnen. Meine häufigen Reisen in die USA geben mir eine Plattform, die Möglichkeit Universitäten zu besuchen und Studenten anzuwerben um für uns zu arbeiten, sowie mich auf den neuesten Stand nördlicher Denkweisen zu bringen. Das erlaubt mir dann wieder, nördliches Denken für unsere tägliche Wirklichkeit in Brasilien zu übersetzen. Ich bin außerdem Präsidentin der NGO und ich schreibe Bücher über Umwelt- und Menschenrechte. Meine letzte Kommunikationsaufgabe für Iracambi war es, mit einem wunderbaren Team zu arbeiten, um unsere Website komplett aufzupolieren (http://www.iracambi.com/english/forestfutures.shtml) Ich hoffe, sie gefällt Ihnen!
Mongabay: Wie wird das Land um Iracambi herum genutzt, und wie verändert sich diese Landnutzung?
Kaffeeplantage. Foto von Clare Raybould |
Binka:Seit der Europäer zum ersten Mal hierher kam war es in Brasilien gang und gäbe, das Land zu nutzen, bis es erschöpft ist, und dann woandershin zu ziehen. Farmer investieren so wenig sie können in das Land: sie machen so lange mit der Nutzung weiter, bis es nichts mehr produziert, und verlassen es dann. Ein indianischer Bauer, dessen Familie seit Generationen das selbe Land bewirtschaftet hat, würde das nie tun, weil er weiß, wenn er das tut, können seine Kinder und Enkel nicht mehr von der Farm leben. Aber hier, ohne diese Erfahrung und mit dem europäischen Usus, der sich nicht ändert, gehen uns neues Land, das man pflügen, und neue Wälder, die man abholzen kann, aus, und wir haben viel Land, das bis zur Erschöpfung bewirtschaftet wird, weil es keinen Ort gibt, wohin man ziehen kann.
Mongabay: Brasilien als Nation wurde, was die Nachhaltigkeit betrifft, als vorausschauend betrachtet. Wie passt das mit den negativen Auswirkungen des Belo Monte Staudamms zusammen?
Robin: Ich kann mir nicht vorstellen, wo diese Idee hergekommen ist: Brasilien war nie vorausschauend in Hinblick auf irgendetwas – es ist nicht Teil unserer Kultur. Präsident Lula musste ein Ministerium für Langfristige Planung schaffen, da es nie irgendwelche langfristigen Pläne von der Regierung gab. Er musste extra jemanden von der Harvard University als Minister holen, da er hier niemanden fand, der wusste, was langfristige Planung war, aber nach etwa einem Jahr, als ihm klar geworden war, dass niemand wusste, wovon er sprach, kündigte der Minister und ging zurück nach Harvard. Das ist wirklich wahr, ich habe es nicht erfunden.
Mongabay: Können Sie mir irgendetwas über Brasiliens Programm für beschleunigtes Wachstum sagen, und wie dies die zukünftige Energieversorgung beeinflussen wird?
Ausblick aus der Küche von Iracambi. Foto von Clare Raybould. |
Robin: Bei dem PAC (Programa de Aceleração do Crescimento – der brasilianische Name für das Programm für beschleunigtes Wachstum) geht es mehr darum, dass Dilma Rousseff gewählt wird, als um die Entwicklung Brasiliens, und aus diesem Blickwinkel sieht es auch sehr erfolgreich aus. Natürlich sind viele der Projekte davon überfällig, also will ich nicht sagen, dass die Projekte notwendigerweise schlecht sind, tatsächlich warten viele von ihnen seit Jahren darauf, ausgeführt zu werden.
Wie es die Energieversorgung beeinflussen wird: nun, was auch immer Brasilien tut, es wird mehr Energie benötigen – aufgrund unserer Versäumnis, in den 1980ern und frühen 1990ern, in Energieprojekte zu investieren, haben wir eine sehr knappe Versorgungssituation. Eine beschleunigte industrielle Entwicklung wird sie noch knapper machen, es gibt keinen Zweifel daran. Ob Belo Monte die richtige Lösung ist, ist aber eine andere Frage.
Mongabay: Ich habe Brasilien als vorausschauend beschrieben, weil es in Großbritannien einige wirklich positive Medienaufmerksamkeit in Hinblick auf Brasilien gab, was Teil des Grundes war, warum ich das Land für meine eigene Forschung gewählt habe – ich wollte wissen, was wir als Nation lernen können, besonders weil wir selber unter einer Rezession leiden und trotzdem danach trachten sollten, unseren Umweltschutz zu verbessern. Aber wie ich schon in der Einleitung beschrieben habe, hat sich diese positive Einstellung in den letzten Monaten zu genaueren Untersuchungen verwandelt – die Ölindustrie hat Fragen zu Brasiliens Absichten aufgeworfen, und jetzt erntet auch der Belo Monte Staudamm ausgiebig Kritik, denken Sie, dass dies in gewisser Weise vorhersehbar war? Es ist ein riesiger Rückschritt von dem Bild, das durch die vorausschauende Architektur, die wir in Artikeln und Berichten gesehen haben, präsentiert wurde, und es steht den innovativen Energiestrategien gegenüber, von denen behauptet wurde, dass wir sie in unseren eigenen Nationen befolgen sollten.
Robin: Natürlich – diese Debatte dauert schon über 20 Jahre an, und die Umweltschützer haben sich immer dagegengestellt, vielleicht liest man einfach nicht genug darüber.
Wo Farm und Wald sich treffen – Iracambis Mantra – bebautes Land, wo früher Wald war. Foto von Clare Raybould. |
Das Projekt wird auch jetzt irreführend dargestellt. Es wird so präsentiert, als wäre der Plan, NUR Belo Monte zu bauen. Technisch betrachtet hat es keinen Sinn, den Belo Monte Damm zu bauen, wenn man nicht auch die anderen Dämme in dem System baut – es sind die anderen Dämme, die Belo Monte am Laufen halten werden – das ist genau der Punkt. Belo Monte allein würde nur 1.400 MW produzieren – nur wenn man die anderen Dämme baut, kann man 11.000 MW erreichen. Aber die ökologischen Konsequenzen für den Xingu werden katastrophal sein.
Mongabay: Sehen Sie Hydroelektrizität als eine nachhaltige Energieform, damit Brasilien sich weiterentwickeln kann?
Robin: Clare, der Belo Monte Staudamm und Hydroelektrizität sind zwei verschiedene Themen. Brasilien braucht Strom und hat einiges Potenzial, mehr Wasserkraft zu entwickeln, sowie andere Formen grüner Energie und – das ist wichtig – das Potenzial, besser zu nützen, was es hat.
Aber Belo Monte ist kein gutes Projekt. Wir brauchen Energie, aber wir brauchen keine schlechten Projekte.
Mongabay: Also sind Sie nicht unbedingt gegen große hydroelektrische Staudämme als eine Form der grünen Energie?
Robin: Nein, aber sie neigen dazu, große Probleme zu schaffen. Für gewöhnlich werden diese durch eine unvollständige Planung verursacht: der Itaipú Damm zum Beispiel wird eine sehr verkürzte Betriebsdauer haben, weil die Betreffenden “vergessen” haben, Maßnahmen zu ergreifen, um die Farmer davon abzuhalten, Land an den Ufern des Dammes aufzupflügen und ihn damit zum Versanden zu bringen. Offensichtlich, würden Sie sagen, aber niemand hat irgendetwas dagegen getan, bis es viel zu spät war – und warum nicht? Weil zu viele gegensätzliche Interessen im Spiel sind.
Die Baumschule, wo die Setzlinge gepflanzt werden, bereit für die Wiederaufforstung. Foto von Clare Raybould. |
Großes Projekt = große Probleme.
Leider folgt daraus nicht, dass kleine Dämme unbedingt eine Lösung sind. Minas Gerais ist wegen seiner Berge der Bundesstaat in Brasilien mit dem größten Potenzial, kleine Dämme zu bauen, aber es gibt auch dabei viele Probleme.
Mongabay: Was sind, Ihrer Meinung nach, alternative Optionen zu Staudämmen?
Robin: Das ist das Problem: sie sind noch immer die beste Option für Brasilien.
Mongabay: Okay, was ist mit dem Klimawandel – sind extreme Wetterlagen schon ein Problem für die Menschen des Atlantischen Regenwaldes, und sehen Sie das als eine Konsequenz des Klimawandels?
Robin: Zweifellos. Das wirkliche Problem ist, dass wir einfach nicht wissen, was passieren wird, aber eine bereits geschädigte Umwelt hat große Schwierigkeiten mit extremen Wetterereignissen.
Mongabay: Haben Sie spezielle Gedanken zum Klimawandel und zur Zukunft der hydroelektrischen Energie?
Robin: 2006 und 2007 sind hier Staudämme aufgrund von schweren Regenfällen, für die sie nicht gerüstet waren, geborsten. Wir hoffen, dass Staudämme, die jetzt gebaut werden, extreme zukünftige Wetterereignisse mit einberechnen – es ist in den Entwurfskriterien, für Jahrtausendextreme zu bauen, aber was ist mit den Dämmen, die vor 20 oder 30 Jahren gebaut wurden, als niemand viel über extremes Wetter nachdachte?
Mongabay: Haben Staudämme in der Vergangenheit den Atlantischen Regenwald direkt beeinflusst, und ist das eine Sorge für die Zukunft?
Robin: Es gab Fälle – Barra Grande, im Staat Santa Catarina, ist einer davon. Er löschte endemische Pflanzenarten aus und überflutete ein großes Gebiet bedrohten Waldes, weil die Umwelteinflusserklärung eine Lüge war, aber bis das jemand herausfand, war der Damm schon gebaut. Aber ich glaube, die Gefahr für den Atlantischen Regenwald durch Dämme ist viel kleiner als im Amazonas, weil die meisten besten Standorte schon besetzt sind.
Mongabay: Schon besetzt womit? Was war der Hauptgrund für die Zerstörung des Atlantischen Regenwaldes, und wie kann man sie mit der Zerstörung des Amazonas vergleichen?
Iracambi liegt friedlich versteckt in den Bäumen. Foto von Clare Raybould. |
Robin: Die Zerstörung des Atlantischen Regenwaldes hat im Jahr 1500 begonnen und ist seither immer weitergegangen, aufgrund der Tatsache dass hier die meisten Menschen in Brasilien leben und die meiste unserer Industrie hier sitzt. In beiden Wäldern hat der Prozess damit begonnen, dass große Waldgebiete für die Landwirtschaft gerodet wurden, aber im Atlantischen Regenwald hat es damit nicht aufgehört. Im Amazonas wird es keinen Druck durch städtische und industrielle Entwicklung geben. Aber ich glaube nicht, dass es einen großen Unterschied macht: wenn der Wald einmal weg ist, ist er weg – warum er verschwunden ist, wird das nicht ändern.
Mongabay: Was meinen Sie mit städtischer und industrieller Entwicklung? In lang vergangenen Jahren, als der Atlantische Wald noch da war, haben die Menschen ihn sicherlich für ihr Überleben genutzt?
Robin: Natürlich, aber niemand hat je wieder nachhaltig im Atlantischen Regenwald gelebt, seit der weiße Mann kam. Sogar damals haben die Menschen nur dadurch überlebt, dass sie ihn gefällt haben, weil niemand je über Nachhaltigkeit nachdachte. Wir haben auch die indigenen Völker gefällt, also wissen wir nicht viel darüber, wie sie gelebt haben. Kaffee, eine der Säulen der brasilianischen Wirtschaft bis in die 1970er, war ein Desaster für den Atlantischen Regenwald, seit er im achtzehnten Jahrhundert eingeführt wurde.
Urbane und industrielle Entwicklung ist passiert – die Menschen sind aus den Städten in die Wälder geschwappt, und die Technologie ist vorangeschritten – generell glaube ich nicht, dass wir da technikfeindlich sein sollten. Wenn die Menschen beschließen, dass es mehr Spaß macht, wieder in der Stadt zu leben – was sie unweigerlich tun werden – sollten wir nicht versuchen, ihnen Hindernisse in den Weg zu legen, selbst wenn wir das Gefühl haben, dass es nicht in ihrem besten Interesse ist, oder im besten Interesse der Umwelt.
Mongabay: Aber Sie haben viel mit den ländlichen Gemeinschaften gearbeitet, die im Atlantischen Regenwald leben, um ihre Einstellungen zur Umwelt, und wie ihre Erhaltung positiv für ihre Zukunft sein kann, zu ändern; ich selbst habe positive Ergebnisse davon aus erster Hand gesehen. Sie haben sehr eng mit ihnen zusammengearbeitet, um die praktischen Lösungen umzusetzen, die Sie in ihrer Forschung finden. Was denken Sie also über die Auswirkungen, die der Bau noch eines Staudammes auf die ländlichen Menschen haben wird, nachdem Sie ihnen so viel über Technologien, die die Umwelt und ihr Leben positiv beeinflussen, beigebracht haben? Machen Sie sich Sorgen, dass sie das Gefühl haben könnten, dass die Erhaltungsmanagementtechnologie nicht so profitabel ist wie der Bau eines Dammes und das Roden des Regenwaldes, um ihn zu bauen?
Waldstücke. Foto von Clare Raybould. |
Robin: Nun, glücklicherweise stellt Belo Monte selbst für uns hier keine Bedrohung dar, aber wir stehen vor einer ähnlichen Bedrohung durch den Bauxitabbau. Es ist im Wesentlichen dasselbe Problem. Mächtige kommerzielle Interessen wollen natürliche Ressourcen nutzen, angeblich um “Entwicklung” nach Brasilien zu bringen. Die Politiker betrachten es als Schaffung von Arbeitsplätzen, Steuereinnahmen und alle möglichen anderen Vorteile, die es auch wirklich bringen kann – aber historisch betrachtet sind die Auswirkungen auf die ansässigen Menschen weit weniger vorteilhaft.
Mongabay: Führen Sie das ein wenig aus…
Robin: Brasilien hat sich in den letzten 10 Jahren so sehr verändert, dass es schwierig ist noch zu sagen, was die Ursache ist und was die Auswirkung. Besonders für die Landwirtschaft sind die Dinge schlechter geworden, da es auf der ganzen Welt Landwirtschaft gibt. Aber in Brasilien hat sich der Lebensstandard in den ländlichen Gegenden enorm verbessert, sogar trotz der zunehmend schwierigen wirtschaftlichen Situation, vor der die Farmer stehen. Bessere öffentliche Dienste und ein besserer Zugang zu Konsumgütern haben viel mit dieser Veränderung zu tun. Was Iracambi am meisten direkt beeinflusst, weil wir an Erhaltungsthemen arbeiten, war die riesige Zunahme an Bewusstsein für Umweltthemen. Natürlich würden wir gerne sagen, dass wir dazu beigetragen haben – und ich glaube, dass wir das haben – aber es wäre angeberisch, zu sagen, dass es allein unser Werk war. Wir haben noch einen weiten Weg vor uns, aber es gibt Anlass zu Optimismus.
Mongabay: Robin, wie viel vom Atlantischen Regenwald ist noch übrig?
Robin: 7%
Mongabay: Was sind Ihre Ängste für die Zukunft des Atlantischen Regenwaldes?
Waldstücke. Foto von Clare Raybould. |
Robin: Es gibt eine wachsende Ungeduld im Unternehmenssektor – besonders bei denen, die in Infrastrukturprojekte involviert sind. In der Präsidentschaft der Republik bezieht sich das spezifisch auf den Umweltschutz – es ist ihr Glaube, dass er die Entwicklung des Landes aufhält, und das ist eine wirkliche Gefahr für die Umwelt. Wir sind nicht immuner gegen diesen Druck als jedes andere Land auch – mehr Runways in Heathrows bauen, nach mehr Öl im Golf von Mexiko bohren, etc. Zum Beispiel gibt es einen sehr dynamischen und weitsichtigen brasilianischen Investor im Bergbaugeschäft, Herrn Batista, der den Umweltschützer als Öffentlichen Feind Nummer Eins exemplifiziert. Er macht nur sein Ding – Geld machen, indem er natürliche Ressourcen nutzt, und er ist zufällig sehr gut darin, aber jedes Mal, wenn er ein neues Projekt startet, erhebt sich die ganze Umweltschützerarmee gegen ihn – kein Wunder, dass er uns alle als Haufen kreischenden Pöbels sieht. Wie ich schon kurz angesprochen habe, ist in unserer Gegend die große Entwicklung der Bauxitabbau, und das Problem der Bedrohung für die Umwelt ist dasselbe wie in Belo Monte. Wir wissen alle, dass wir Bauxit (für Aluminium) brauchen, aber wir wollen nicht, dass jemand es hier ausgräbt. NIMBY, um den netten Ausdruck zu verwenden, den es bei Euch da drüben gibt. [Anm. d. Übers.: NIMBY = “not in my backyard”, dt. “nicht vor meiner Haustür”.]
Mongabay: Brasiliens Forstrecht wurde als eines der fortschrittlichsten der Welt beschrieben. Die Regierung hat bis 2010 ein Null-Entwaldungs-Ziel für den Atlantischen Regenwald und hat zugesagt, geschützte Gebiete festzulegen, die mindestens 10% des Waldes abdecken, und sie hat dieses Jahr Fortschritte gemacht, diese Zusage umzusetzen, was passiert da?
Robin: Nun, zuallererst bin ich überhaupt nicht der Meinung, dass unser Forstrecht eines der fortschrittlichsten der Welt ist, und das ist es genau, worum es in der heftigen Debatte geht – es ist ein extrem unfortschrittliches Gesetz. Aber heben wir uns diese Diskussion für ein andermal auf.
Mongabay: Okay, was ist mit der Tatsache, dass das Belo Monte Projekt, so wie die Bergbauindustrie, von mächtigen Interessen den Rücken gestärkt bekommt, und dass die Bergbauindustrie auch den Bau von Belo Monte antreibt, weil er Elektrizität für neue Minen im Amazonas liefern wird. Die Weltbank schüttet 11 Milliarden Dollar in weitere 211 Wasserkraftprojekte weltweit. Ist die Wirtschaft mächtiger als die Politik?
Abgehackter Wald, bereit für die Landwirtschaft. Foto von Clare Raybould. |
Robin: Jetzt sind sie zum wirklichen Kernpunkt der Sache gekommen, der Konflikt ist genau derselbe wie überall anders: Jeder will mehr konsumieren, aber um diese Konsumgewohnheiten zu ermöglichen, müssen wir tiefer und tiefer in unsere natürliche Ressourcengrundlage graben. Wenn Sie auf die Website des Weltressourceninstituts schauen, sehen Sie die Zahlen – wie viel Wasser man braucht, um ein Rind zu füttern, um einen Kilo Rindfleisch zu bekommen; wie viel Stahl man braucht, um ein Auto zu bauen. Dann rechnen Sie sich aus, wie viel von jedem man braucht, wenn jeder Chinese das Konsumniveau einer durchschnittlichen Engländerin haben soll (und das ist es, was sie wollen, täuschen Sie sich da nicht) und Sie werden sehen, in welche Richtung wir gehen. Sie können nicht Herrn Batista, dem brasilianischen Mineralienkönig, die Schuld dafür geben, dass er versucht, damit Geld zu machen, und auch nicht der Elektrizitätsfirma, die Belo Monte bauen will – sie machen nur ihr Ding. Die Weltbank macht auch ihr Ding: sie leiht Regierungen ihr Geld, um ihre Länder zu entwickeln. Wenn die Länder beschließen, dass die Art, wie sie das tun möchten, das Ausgraben all ihrer natürlichen Ressourcen ist, dann ist das die Art, wie sie es tun werden. Entweder leiht die Weltbank ihnen das Geld, oder sie macht den Laden dicht – dafür ist sie da. Natürlich ist es nicht nachhaltig. Vielen Menschen ist das klar, aber sie hoffen, dass sie sich jetzt das gute Leben schnappen können und dass, bis ihre Kinder erwachsen sind, vielleicht jemand eine geniale Idee gehabt hat, wie man aus weniger mehr herausbekommt. Vielleicht werden sie das – aber was, wenn nicht?
Mongabay: Was muss sich also ändern, um den Schutz von Brasiliens verbleibendem Wald zu sichern, sowohl den Amazonas als auch den Atlantischen; was, glauben sie, blockiert die Veränderung?
Robin: Das Gesetz ist nicht das Problem. Das Gesetz zu ändern, oder neue Gesetze zu schaffen, wird nichts ändern. In Brasilien haben wir mehr Gesetze pro Einwohner als auf jedem anderen Planeten des Universums (ich habe diese Statistik gerade erfunden – aber sie wird nicht weit von der Wahrheit entfernt sein), und auch eine Menge der dümmsten Gesetze des Universums. Die Veränderung wird kommen, wenn die Menschen sie wollen – so funktioniert es immer. Wenn also Menschen beschließen, sie haben endlich genug vom Amazonasregenwald gefällt, werden sie aufhören, es zu tun. Ob bis dahin noch irgendetwas übrig sein wird, das man fällen könnte, kann ich nicht sagen – aber da ich ein ewiger Optimist bin, glaube ich, dass es das wird.
Mongabay: Erzählen Sie mir etwas vom Atlantischen Regenwald, seiner Schönheit, seinen Arten, seiner Bedeutung und seinem Kampf im Vergleich zu seiner berühmteren Schwester…
Robin: Wir haben schon erwähnt, dass nur sieben Prozent davon übrig sind – wie der brasilianische Dichter Carlos Andrade es formuliert hat, von den hundert Bäumen, die einmal im Wald standen, hat der Henker schon neunzig abgefertigt. Was den Atlantischen Regenwald so besonders macht ist seine Biodiversität – was Pflanzen und Vögel und andere Tiere betrifft, besonders Primaten und Amphibien. Er unterscheidet sich von vielen anderen Wäldern durch den hohen Anteil an endemischen Arten – Arten, die es nur hier gibt, und nirgends anders. Er weist vielleicht 20.000 Pflanzenarten auf, von denen etwa 6.000 endemisch sind, zum Beispiel sind von den 25 Primatenarten im Atlantischen Regenwald 20 endemisch und 14 vom Aussterben bedroht. Der Atlantische Regenwald ist einer der fünf reichhaltigsten Wälder der Welt, und auch einer der am meisten gefährdeten. Was seinen Kampf ums Überleben betrifft, war er bis vor ungefähr 30 Jahren nicht wirklich ein Thema, lange nachdem Menschen ihre Sorge über die Zerstörung des Amazonasregenwaldes ausgedrückt hatten. Viele Menschen haben es einfach nicht gesehen, weil es nicht in den Nachrichten gezeigt wurde: es gab nicht viel Forschung darüber, was er beinhaltet, sogar jetzt noch nicht, und darüber, dass er das größte Bevölkerungszentrum Brasiliens ist – fast alle Einwohner von Brasilien wohnen im Atlantischen Regenwald. Allerdings ist der Wald übrigens so stark fragmentiert, dass viele Menschen ihn gar nicht als Wald erkennen.
Mongabay: Wer würde sich ohne NGOs wie Iracambi um die Zukunft unserer Regenwälder kümmern? Wer würde sich mit den ortsansässigen Menschen über Themen wie Belo Monte beraten? Gibt es vorhandene Mechanismen, um ihre Ängste zu erleichtern und sie vorwärts zu leiten, damit ihre Zukunft sicher ist und, noch wichtiger, so wie sie sie sich vorstellen?
Ein Waldstück hinter einem spektakulären Wasserfall. Foto von Clare Raybould. |
Robin: Wissen Sie, in Brasilien gab es in den 1970ern überhaupt keine Umwelt-NGOs und nur sehr wenige in den 1980ern, und das waren Zeiten der maximalen Umweltzerstörung. Zweifellos sind NGOs wichtige Kanäle für Umweltthemen, genauso wie eine investigative Presse und ein politisches System, das den Raum gewährt, branchenspezifische Belange anzusprechen. Die gab es in Brasilien in den 1970ern und 80ern auch nicht. Also ja, es gibt jetzt vorhandene Mechanismen: sie sind hier (und im Übrigen auch anderswo) nicht perfekt, aber wir tun unser Bestes!
Mongabay: Welche Unterstützung brauchen Sie um sicherzustellen, dass Sie weiterhin Ihr Bestes tun können, das bis jetzt unglaubliche Fortschritte gemacht hat?
Robin: Wir brauchen Menschen wie Sie, die sich für diese Themen interessieren. Je mehr Sie herumkommen und den Leuten sagen: “Hey, seht mal was die in Brasilien machen!”, desto besser. Aber – sehr wichtig – bitte konzentrieren Sie sich nicht nur auf die schlechten Dinge, die wir machen. Wenn Sie sagen können: “Hey, seht mal diese coole Sache, die die Brasilianer machen, um ihre Umwelt zu schützen!”, dann hat das wahrscheinlich noch eine größere Wirkung auf uns Brasilianer.
Mongabay: Nun, ich werde auf jeden Fall mein Bestes tun, weiterhin genau das zu tun! Brasilien hat einige erstaunliche Dinge getan, die ich selber auf meiner Reise dorthin dieses Jahr gesehen habe, und über die ich in meiner eigenen Forschung schreibe. Aber es ist schwer zu ignorieren, dass nur noch 7% vom Atlantischen Regenwald übrig sind, und nachdem ich selber mit Ihnen Zeit dort verbracht habe, ist das eine schmerzhafte Zahl, und es ist schwierig, sich nicht entmutigt zu fühlen. Können wir dieses Schicksal des Atlantischen Regenwaldes auch für seine große Schwester, den Amazonas, vorhersagen? Dieselbe beschleunigte Entwicklung, wenn auch auf eine andere Art, um den Bedarf der Menschheit zu decken, was wir zu lösen versuchen werden, wenn es zu spät ist? Was wäre in einer perfekten Welt Ihre Vision, sowohl für wertvolle Wälder als auch für wirklich nachhaltige Ökosystembetriebe, die eine Alternative zu weiterer Zerstörung bieten könnten, und welche Schutzmaßnahmen wären nötig?
Robin: Vergessen Sie nicht, dass 60% der brasilianischen Bevölkerung im Atlantischen Regenwald leben und etwa 80% von Brasiliens BIP dort erwirtschaftet werden, also ist es nicht überraschend, dass der arme alte Wald ein bisschen übel zugerichtet worden ist. Der Prozentsatz der Bevölkerung, die im Amazonas lebt, und des BIP, das dort erwirtschaftet wird, ist viel niedriger, also ist der Druck nicht so groß. Aber trotzdem erwarte ich, dass in 50 Jahren nur noch 30% des bestehenden Amazonasregenwaldes existieren.
In einer perfekten Welt würden wir nie wieder einen Baum fällen, den wir nicht selber gepflanzt haben – aber dies ist keine perfekte Welt. Wir müssen lernen, mit unseren Wäldern zu koexistieren – sie brauchen uns zum Überleben, und wir brauchen sie zum Überleben. Was wir also tun müssen – und tun – ist, jedem zu zeigen, warum das wirklich wahr ist. Der einzige Weg, wie man verhindern kann, dass der Wald abgeholzt wird, ist wenn es genug Menschen gibt, die es für eine schlechte Idee halten. Bis dahin haben wir aber noch einen langen Weg zu gehen.