Während Weltpolitiker weiter an einer kohärenten, raschen und umfassenden Antwort auf den Klimawandel herumbasteln, haben Bürger auf der ganzen Welt gestern eine Botschaft an untätige Politiker gesendet, indem sie an über 7300 Veranstaltungen gegen den Klimawandel teilnahmen, laut 350.org, dem Hauptorganisator des Tages mit dem Titel “Global Work Party”.
“Die Industrie für fossile Brennstoffe hat vielleicht gedacht, dass das Scheitern der Kopenhagengespräche und ihr Sieg im US-Kongress das letzte Wort waren – dass die Menschen entmutigt aufgeben würden”, sagte Bill McKibben, Gründer von 350.org – so genannt, weil laut vieler Wissenschaftler 350 ppm (parts per million) die “sichere” Menge von Kohlenstoff in der Atmosphäre ist. Derzeit liegt der Gehalt bei 390 ppm.
Anstatt sich auf Proteste zu konzentrieren, war die Global Work Party dazu gedacht, Bürger zu animieren, aktiv an Lösungen für den Klimawandel zu arbeiten. Zum Beispiel pflanzten Studenten Bäume in Kabul, Afghanistan; eine Forschungsstation installierte sechs Solarkollektoren in der Wüste von Namibia; Unterstützer verteilten Stofftaschen in Sana’a, Jemen; Dächer wurden in Lima, Peru weiß gestrichen; afrikanische Pinguine, die durch eine Ölpest verletzt worden waren, werden in Südafrika wieder in die Freiheit entlassen; und eine Gruppe reinigte Strände in Kota Kinabalu, Malaysien.
Bangladescher demonstrieren im Flutwasser. Der südostasiatische Staat gilt als einer der am meisten vom steigenden Meeresspiegel bedrohten. Foto mit freundlicher Genehmigung von 350.org. Mehr Fotos von der Veranstaltung sind verfügbar unter Blogger Photos und Media Photos. |
Trotz des Schwerpunkts auf Arbeit gab es auch Proteste. Siebentausend Menschen marschierten in den Straßen von Istanbul, Türkei. Flutopfer in Bangladesch – einem der vom Klimawandel gefährdetsten Staaten der Welt – demonstrierten symbolisch im Flutwasser, während sie ein Schild hochhielten, auf dem stand: “Ändert das Verhalten, nicht das Klima”.
Ein Viertel der Veranstaltungen fanden in den USA statt (2000 Veranstaltungen), die in diesem Jahr eine umfassende Gesetzgebung zum Klimawandel am Straßenrand liegenbleiben sahen, nachdem etliche Politiker, sowohl Demokraten als auch Republikaner, nicht willens waren, sie zu unterstützen. In allen 50 Bundesstaaten wurden Veranstaltungen abgehalten: eine riesige Fahrradfahrt wurde in New Orleans, Louisiana organisiert; ein spezieller Gottesdienst für Klimagerechtigkeit wurde in Atlanta, Georgia gefeiert; während im Prärieland von Lincoln, Nebraska, einheimische Gräser gepflanzt wurden.
“Es ist an der Zeit, dass wir unsere Ärmel hochkrempeln und an einer Zukunft mit sauberer Energie arbeiten, die wirtschaftliche Möglichkeiten schafft und eine bessere, sicherere, gesündere Welt für unsere Kinder bieten wird”, sagte UN-Sekretär Ban Ki-moon über den Tag.
Eine der beachtenswertesten Veranstaltungen des Global Work Day fand in China statt.Über 30.000 Studenten 200 chinesischer Universitäten starteten ein Programm, das sich dem Klimaschutz widmet.
Tausende Menschen marschieren in Istanbul, Türkei. Foto mit freundlicher Genehmigung von 350.org. Mehr Fotos von der Veranstaltung sind verfügbar unter Blogger Photos und Media Photos.org. |
“Das war die größte Kundgebung von Jugendlichen für aktiven Umweltschutz in der Geschichte Chinas”, sagte Mediensprecherin Joanna Wong der AFP. “Es geht darum, dass Chinas Jugend der Welt zeigt, dass sie Verantwortung für die grüne Zukunft unseres Landes übernehmen will.”
Als Startschuss für die Kampagne installierte der Präsident der Malediven, Mohamed Nasheed, Solarkollektoren auf seinem Dach. Die zu den am niedrigsten gelegenen Inseln der Welt zählenden Malediven stehen an vorderster Front des steigenden Meeresspiegels, der dem Klimawandel zugeschrieben wird.
Wissenschaftler sind sich überwältigend einig darin, dass die Welt sich aufgrund von massiven, menschlich bedingten Treibhausgasemissionen erwärmt, zum Beispiel durch die Verbrennung von fossilen Treibstoffen oder durch die Entwaldung. Zu den Auswirkungen des Klimawandels zählen steigende Meeresspiegel, eine Verschlechterung des Wetters und häufigere Unwetter, langfristige Dürren und massives Artensterben. Obwohl die Forscher anmerken, dass es nicht möglich ist, ein einzelnes Wetterereignis mit dem Klimawandel in Verbindung zu bringen, nennen sie eine Reihe tragischer Ereignisse in diesem Jahr, die mit den erwarteten Auswirkungen des Klimawandels übereinstimmen, wie zum Beispiel die verheerenden Überschwemmungen in Pakistan, eine überraschende Hitzewelle in Russland, und ungewöhnliche Überschwemmungen in den Vereinigten Staaten.
“Die heutige Beteiligung – bei dem wohl großflächigsten politischen Aktionstag in der Geschichte des Planeten – demonstriert, dass die Menschen genug von der Untätigkeit ihrer Politiker haben und bereit sind, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen”, sagte McKibben, und fügte hinzu: “Es kann losgehn!”
Neuseeländer tanzten bei Sonnenaufgang einen “Solarkollektorenboogie”. Foto mit freundlicher Genehmigung von 350.org. Mehr Fotos von der Veranstaltung sind verfügbar unter Blogger Photos und Media Photos.
Aktivisten in Peking, China. Der Staat wurde gestern Zeuge einer beispiellosen Aktion zum Klimawandel. Foto mit freundlicher Genehmigung von 350.org. Mehr Fotos von der Veranstaltung sind verfügbar unter Blogger Photos und Media Photos.
Junge und alte gepflanzte Bäume in Ecuador. Foto mit freundlicher Genehmigung von 350.org. Mehr Fotos von der Veranstaltung sind verfügbar unter Blogger Photos und Media Photos.