Ein Pilz, der vor Kurzem im Regenwald von Patagonien gefunden wurde, schockte Biologen und Umweltschützer: Der Pilz produziert ein Gas, das fast identisch ist mit Diesel. In einem Artikel in der Zeitschrift Microbiology, in dem die Entdeckung bekannt gegeben wurde, erklären Wissenschaftler, dass ihrer Meinung nach, der Fungus Gliocladium roseum eine überaus effiziente, umweltfreundliche Energiequelle werden könnte.
„Das ist der einzige Organismus, für den man bis jetzt zeigen konnte, dass er eine solch wichtige Kombination von Treibstoffsubstanzen produziert“, sagt Professor Gary Strobel von der Montana State Universität.
Gliocladium roseum stellt verschiedene Moleküle aus Wasserstoff und Kohlenstoff her, die denen entsprechen, die man in Diesel findet. Die Wissenschaftler haben Gliocladium roseums Treibstoff auf den Namen Myco-Diesel getauft. Die Forscher fanden weiterhin heraus, dass der Myco-Diesel sogar noch mehr dem Diesel, der für Fahrzeuge verwendet wird, ähnelt, wenn der Pilz in einem Labor herangezüchtet wird. Außerdem hat der Pilz einen weiteren Vorteil, da er auf der Zellulose von Bäumen wächst. „Wenn Kulturpflanzen genutzt werden, um Biokraftstoff herzustellen, müssen diese erst verarbeitet werden, bevor sie durch Mikroben in nützliche Verbindungen umgewandelt werden können“ erklärt Strobel. „G. roseum dagegen kann Myco-Diesel direkt aus Zellulose herstellen, welche den Hauptbestandteil von Pflanzen und Papier darstellt. Das bedeutet, dass ein ganzer Verarbeitungsprozess gespart werden könnte, wenn der Pilz genutzt werden würde um Treibstoff herzustellen.“
Zellulose ist ein unverdaulicher Bestandteil von Pflanzen, der für die Stabilität einer Pflanze zuständig ist und es ihr so zum Beispiel ermöglicht aufrecht zu stehen. Behandelt man die Zellulose mit speziellen Enzymen, so entsteht Zucker; Mikroben werden anschließend genutzt um den Zucker zu fermentieren, wobei Ethanol entsteht, der dann als Kraftstoff verwendet werden kann.
“Es war sehr aufregend für uns, zu entdecken, dass G. roseum Zellulose verdauen kann. Obwohl der Pilz, verglichen mit Zucker, weniger Myco-Diesel produziert wenn er sich von Zellulose ernährt, könnten neue Entwicklungen in der Gärungs- und Gentechnologie dazu beitragen die Ergiebigkeit zu verbessern“ meint Strobel. „Tatsächlich sind die Gene des Pilzes für die Entwicklung von neuen Biotreibstoffen genauso nützlich wie der Fungus selbst.“ ”Gliocladium roseum lebt im Innern des Ulmo Baumes im Regenwald von Patagonien“, erklärt Strobel, während er beschreibt, wie sein Team auf den Pilz gestoßen ist. „Wir versuchten neuartige Fungi in diesem Baum zu entdecken, indem wir seine Gewebe dem leicht flüchtigen Antibiotikum des Pilzes Muscodor albus aussetzten. Ziemlich unerwartet wuchs G. roseum in Anwesenheit der Gase während fast alle anderen Pilze abgetötet wurden. Als wir dann die Gaszusammensetzung von G. roseum untersuchten, waren wir völlig überrascht als wir herausfanden, dass er eine Unmenge an Kohlenwasserstoffen und dessen Derivate herstellt. Diese Ergebnisse waren völlig unerwartet und so aufregend, dass mir fast alle Haare zu Berge standen!“