Biokraftstoffe verschlechtern globale Erwärmung
Biokraftstoffe verschlechtern globale Erwärmung
Rhett Butler, mongabay.com
7. February, 2008
Konvertierung nativer Ökosysteme in Pflanzungen zur Produktion von Biokraftstoffen
bedeutet eine Erhöhung der Emission von Treibhausgasen, welche diese eigentlich
mildern sollte. Dies berichten einige Studien, welche in der Zeitschrift Science
veröffentlicht wurden. Die Studien folgen einer Reihe von Berichten, welche die
Produktion von Ethanol und Biodiesel mit erhöhten Kohlendioxid-Emissionen, Zerstörung
von Lebensräumen artenreicher Wälder und Savannen, sowie Luft- und Wasserverschmutzung
in Zusammenhang bringen.
Durch eine Analyse der Lebenszyklus-Emissionen von Biokraftstoffen, stellte
die erste Studie fest, dass der durch die Umwandlung von Regenwäldern, Mooren,
Savannen, oder Grasland freigesetzte Kohlenstoff oft weit schwerer wiegt als
die Kohlenstoff-Einsparungen von Biokraftstoffen. Zum Beispiel entsteht in Indonesien
und Malaysia bei der Umwandlung von Moor-Regenwäldern in Palmöl-Plantagen ein
negativer "Kohlenstoff-Saldo" für 423 Jahren, während im Amazona die
Kohlenstoff-Emissionen bei der Umwandlung von Regenwald in Ackerland für Soja-Anbau
319 Jahre benötigt bis das erneuerbare Soja-Biodieselöl beginnen kann durch
die niedrigere Treibhausgasproduktion die globale Erwärmung zu mildern.
Geändertes Diagramm von Science |
"Diese Arbeit untersucht die Umwandlung von Waldflächen in Plantagen für Biokraftstoffe
und stellt die Frage "Ist es das wert"", sagte der führende Autor
Joe Fargione, ein Wissenschaftler von The Nature Conservancy. "Die Antwort
ist nein"
"Diese natürlichen Gebiete speichern eine Menge Kohlenstoff, deshalb resultiert
die Umwandlung in Ackerland in enormen Mengen von Kohlenstoff-Emissionen in
die Atmosphäre." fährt Fargione weiter: "Wir analysierten alle Vorteile
der Verwendung von Biokraftstoffen als Alternative zu Erdöl, aber wir haben
festgestellt, dass die Vorteile weit hinter den Kohlenstoff-Verlusten zurückbleiben.
Das ist es, was wir als "die Kohlenstoff-Schuld" bezeichnen. Wenn
Sie versuchen, die globale Erwärmung abzumildern, ist es einfach nicht sinnvoll,
Waldland für die Produktion von Biokraftstoffen einzusetzen. Alle Biokraftstoffe,
die wir jetzt benutzen, verursachen die Zerstörung von Lebensräumen, entweder
direkt oder indirekt. Globale Landwirtschaft produziert bereits Lebensmitteln
für sechs Milliarden Menschen. Biokraftstoffe auf der Basis von Lebensmitteln
zu produzieren, erfordert ebenfalls, dass noch mehr Waldland für die Landwirtschaft
umgewandelt wird."
US-Ethanol verschlimmert globale Erwärmung
Während eine Reihe von Studien gezeigt haben, dass die Umstellung tropischer
Ökosysteme auf Energiepflanzen, einschließlich Torfsümpfe in Südost-Asien sowie
Regenwälder und Grasland in Südamerika, in Netto-Emissionen resultieren, zeigt
die zweite Studie, dass bei der Bewertung auf globaler Ebene die US-Mais-Ethanol
Produktion ebenfalls eine größere CO2-Quelle – und nicht ein CO2-Abfluss ist,
wie in der Regel von der Farmindustrie behauptet.
"Mit einem weltweiten Agrar-Modell zur Schätzung der Emissionen aufgrund
von Veränderungen der Bodennutzung, haben wir festgestellt, dass aus Mais erzeugtes
Ethanol, anstatt 20% Treibhausgasemissionen einzusparen, diese während 30 Jahren
fast verdoppelt und 167 Jahre lang die Treibhausgase erhöht", schreiben
die Autoren.
Ihre Bewertung stützt sich auf die zusätzlichen Waldflächen, die im Ausland
umgewandelt werden müssen, als Folge der erhöhten Maisanbaufläche für die Ethanol-Produktion
in den USA .
Sterbende Ölpalmen in Costa Rica |
"Zur Erzeugung von Biokraftstoffen, können Landwirte direkt mehr Wald oder
Savannen umpflügen, was einen Großteil des zuvor in den Pflanzen und Böden gespeicherten
Kohlenstoffs durch Verwesung oder Feuer in die Atmosphäre die freisetzt",
schreiben die Autoren. "Der Verlust von reifen Wäldern und Savannen bedeutet
auch einen Verzicht auf laufende Kohlenstoffbindung, da Pflanzen jedes Jahr
wachsen, und dieser Verlust an Kohlenstoffbindung ist dasselbe wie zusätzliche
Emissionen. Alternativ können die Landwirte bestehende Kulturen oder Ackerland
zu Biokraftstoffen umleiten, was indirekt ähnliche Emissionen verursacht. Diese
Umleitung ist Auslöser höherer Preise, worauf die Landwirte auf der ganzen Welt
reagieren, indem mehr Wald-und Savanne gerodet werden, um Futter-und Lebensmittel
zu ersetzen. Studien haben bestätigt, dass höhere
Preise für Sojabohnen das Roden von brasilianischem Regenwald beschleunigen
Insbesondere sagen die Autoren, – darunter Forscher von der Princeton University,
von Agricultural Conservation Economics, dem Woods Hole Research Center, und
der Iowa State University – , dass das die Ethanol aus Mais Produktion der USA
eine globale Auswirkung hat. Das die Mais-Exporte der USA stark zurückgingen,
nahm die Produktion in anderen Ländern zu, in denen die Erträge niedriger liegen,
was die Umwandlung von mehr Waldland für die Maisproduktion erfordert und die
globalen Korn-Preise sogar noch höher treibt.
Unangebrachte Fördergelder
Die Forscher sagen, das derzeitige System hat Fördergelder am falschen Platz
eingesetzt: Landwirte werden belohnt für die produzierte Biokraftstoffmenge,
während die daraus resultierenden Kohlenstoff-Emissionen ignoriert werden.
"Wir verfügen nicht über geeignete Anreize am richtigen Ort, weil die
Landbesitzer für die Herstellung von Palmöl und anderen Produkten belohnt werden,
nicht jedoch für ihr Verhalten bezüglich Kohlenstoff", sagte Professor
Stephen Polasky von der University of Minnesota Applied Economics, ein Co-Autor
der Studie. "Dies schafft Anreize für übermäßige Landrodung und kann zu
einem erheblichen Anstieg der Kohlenstoff-Emissionen führen. Das Schaffen von
Anreizen für die Kohlenstoffbindung, bzw. Strafe für Kohlenstoffemissionen,
In Abhängigkeit von der Bodennutzung ist von entscheidender Bedeutung, wenn
wir ernsthaft dieses Problem angehen wollen."
Einfluss der Soja-Preise (CPI-bereinigt) auf die Entwaldung im brasilianischen |
Trotzdem, sagen die Autoren, gibt es einige Biokraftstoffe, die keine Kohlenstoff-Emissionen
in die Atmosphäre tragen, weil sie nicht das Roden natürlicher Vegetation erfordern.
Dazu gehören Kraftstoffe, die aus landwirtschaftlichen Abfällen, unkrautartigen
Gräsern, und holzartiger Biomasse produziert werden, die auf Land wächst, das
für konventionelle Kulturen ungeeignet ist."
"Biokraftstoffe aus mehrjährigen Pflanzen, die auf degradierten Flächen,
die für den Anbau von Nahrungspflanzen nicht mehr geeignet sind kann tuns tatsächlich
helfen, die globale Erwärmung zu bekämpfen", sagte Jason Hill, Forscher
von der University of Minnesota, einer der Autoren. "Ein Beispiel ist Ethanol
aus verschiedenen Mischungen von einheimischen Präriepflanzen . Minnesota steht
in dieser Hinsicht gut da."
Die Forscher empfehlen, die vollständige Umweltauswirkungen der Erzeugung von
Biokraftstoffen zu bewerten, wenn Entscheidungen über Energiequellen getroffen
werden.
"Auf der Suche nach Lösungen für den Klimawandel, müssen wir dafür sorgen,
dass die Heilung nicht schlimmer ist als die Krankheit", stellte Jimmie
Powel fest, Leiter des Energie-Teams bei der Nature Conservancy. "Wir können
es uns nicht leisten, die Folgen der Umstellung von Flächen auf Biokraftstoffe
zu ignorieren. Dies bedeutet, dass wir vielleicht unbeabsichtigt Kraftstoff
Alternativen fördern, die schlechter als fossile Kraftstoffe sind, die sie ersetzen
sollen. Diese Erkenntnisse sollten in Zukunft in die Politik fur Kohlenstoff-Emissionen
eingehen."
"Wir müssen viele Ansätze gleichzeitig zur Lösung des Klimawande lumsetzens.
Es gibt kein Patentrezept, aber es gibt viele Einzellösungen", sagte Fargione.
"Einige Biokraftstoffe können eine Einzellösung darstellen, aber nur wenn
sie produziert werden, ohne dass zusätzliche Flächen von natürlichen Lebensräumen
für die Landwirtschaft bereitgestellt werden müssen."