Die Verlagerung von durch Armut angetriebener zu durch Industrie angetriebener Entwaldung kann dem Umweltschutz von Nutzen sein
Die Verlagerung von durch Armut angetriebener zu durch Industrie angetriebener Entwaldung kann dem Umweltschutz von Nutzen sein
Rhett A. Butler
mongabay.com
26/8/2008
Eine Verlagerung von durch Armut getriebener Entwaldung zu einer durch die Industrie angetriebenen Entwaldung in den Tropen könnten neue Möglichkeiten für die Erhaltung der Wälder bieten, so diskutiert eine neue Veröffentlichung im Journal “Trends in Ecology & Evolution”.
Eine Untersuchung zitierend, die den Wechsel der die Waldzerstörung treibenden Kräfte beschreibt, argumentieren Rhett A. Butler von mongabay.com, einer Webseite über tropische Wälder, und William F. Laurance vom Smithsonian Tropical Research Institute in Panama daà die “Industrialisierung” der Entwaldung der Umweltschutzlobby identifizierbare Angriffspunkte gibt, die eventuell besser auf Druck reagieren als 10 Millionen von verarmten Kleinbauern.
“Heutzutage wird die Entwaldung eher durch bedeutende Industrien vorangetrieben — vor allem weitflächiger Landwirtschaft, Bergbau und Holzgewinnung” — als von Kleinbauern. Laurance sagt. “Obwohl der Trend ziemlich angsterregend ist, ist es aber auch viel einfacher eine Handvoll von globalen Firmen gezielt anzusprechen als viele Millionen von armen Bauern, die an der Grenze leben..”
Entwaldung wird korporativ
Die UN schätzt, daà jedes Jahr etwa 13 Millionen Hektar Wald geschlagen werden , eine Zahl, die sich in den letzten Jahren kaum geändert hat. Aber diese Zahlen zeigen nicht die Veränderung von durch Regierung und Eigenbedarf getriebener Entwaldung zu industriegetriebener Waldzerstörung.
![]() Small-holder deforestation in Suriname (top) and Borneo (bottom) |
Von den 60er bis zu den 80er Jahren war ein GroÃteil der Entwaldung eine Folge der Regierungspolitik, Landwirtschaft zu fördern, einschlieÃlich Landwirtschaftskrediten und StraÃenbau. Diese Initiativen , vor allem in Brasilien und Indonesien, führten zu weiter Entwaldung durch kleine Landbesitzer. Heute sorgen eine stabile Wirtschaft, ein mehr und mehr globaler Markt und eine weltweite Nachfrage nach Rohstoffen für ein reifes Klima zur Entwicklung durch den privaten Sektor. Während ursprünglich zentralgeplante Entwicklungsprojekte und Programme zur Linderung der Armut die Triebkräfte für StraÃenbau und Kolonisationsprogrammen waren, so kommt der politische Antrieb für groÃe Infrastrukturprojekte heute von industriellen Interessen, die einen besseren Zugang zu den internationalen Märkten suchen. Ansteigende Nachfragen nach Getreide, angefeuert durch den Durst nach Biotreibstoffen und höherem Lebensstandard in Entwicklungsländern unterstützen diesen Trend.
Obwohl dieser Trend oft als alamierend angesehen wird, sagen Butler und Laurance daà es unerwartete Vorteile haben könnte für Umweltschutzinitiativen.
“Wir argumentieren, daà der in letzter Zeit stattgefundene Wechsel von Armut getriebener Entwaldung zur Industriegetriebenen Entwaldung neue Möglichkeiten für die Erhaltung des Regenwaldes bieten, da es einfacher ist, Firmen und Unternehmen geziehlt unter Druck zu setzen, als mehrere 10 Millionen armer Bauern, die lediglich versuchen ein Essen für ihre Familie auf den Tisch zu bringen” sagt Butler. “Während es selbstverständlich erscheint, daà aktivistische Gruppen effektiv Boykotte und “Ãffentliche Beschämungskampagnen” nutzen, glauben wir daà dieser Aufsatz identifiziert warum diese Strategie wahrscheinlich auch weiterhin effectiv bleiben wird im Gegensatz zu den vergangenen Ansätzen. Wir sehen bereits Reaktionen in der Industriewelt wie den ” Roundtable on Sustainable Palm Oil”, das “Amazon Soy Moratorium” und Schritte in der Holzindustrie im Staat Para.”
![]() Bulldozers on the edge of the tropical rainforest (top), logs awaiting processing and shipment in Gabon (bottom) |
“Mehrere Finanzfirmen, einschlieÃlich Goldman Sachs, JP Morgan Chase, Citigroup Inc. und der Bank of America Corp, haben Zugeständnisse gemacht in ihren Praktiken von Krediten und Finanzierungen Waldzerstörung betreffend nach einer Kampagne von Umweltschützern” fährt er fort. “In der Zwischenzeit haben einige der gröÃten Nahrungsmittelhersteller wie Cargill, die Maggi Gruppe, Archer Daniels Midland, und Bunge zugestimmt keine Sojabohen zu verarbeiten, die auf Land angebaut wurden das nach 2006 aus dem Regenwald umgewandelt wurde. Momentan bringt der Bann erfolgreiche Resultate.”
” Umweltschutzgruppen benutzen sowohl die Peitsche als auch Zuckerstücke” fügt Laurance hinzu. “Viele multinationale Firmen entwickeln grünere Produkte, weil sie profitabler sind. Z. B. wird geschätzt, daà der Wert von ökofreundlichen Holzprodukten bis zum Jahre 2010 auf mehrere zehn Milliarden Dollar ansteigen wird.”
Zukünftige Herausforderungen
Butler und Laurance warnen jedoch, daà es in einigen Märkten — vor allem Indien und China—eine geringere Vorliebe für umweltfreundliche Produkte gibt. Des weiteren sind “grün waschen” und die MiÃpräsentation von umweltfreundlichen Qualitäten eines Produktes Herausforderungen, denen wir uns zu stellen haben um die Auswirkungen auf unseren Planeten zu reduzieren. Letztlich führen industrielle Aktivitäten in einigen Fällen zu einer starken Anregung zur Schaffung von Infrastrukturen, die weiteres Lichten des Regenwaldes verursachen.
“StraÃen- und Transportprojekte sind immer noch ein wichtiger unmittelbarer Grund für die Entwaldung in vielen Regionen, ” erklärt Laurance “Viele industrielle Aktivitäten (z.B. Holzgewinnung, Bergbau, Ãl- und Gasförderung) fördern die Entwaldung indirekt durch ihre Unterstützung des StraÃenbaus. Es gibt also eine Wechselbeziehung zwischen Entwaldung durch industrielle/globale Triebkräfte und Entwaldung durch Kleinbauern und Kolonisten. Die einen ermöglichen die anderen. ”
Nichtdestotrotz sind Butler und Laurance vorsichig optimistisch, daà aufkommende Märkte für Dienste aus gesunden Waldökosystemen—einschlieÃlich Carbon Storage, Schutz vor Ãberflutungen und Erhaltung der Artenvielfalt und des Niederschlages— ein neuer Ansporn für traditionelle Zerstörer der Regenwälder sein könnte, um die wertvollen Bestände der Wälder anzunehmen.
“Sollten Dienstleistungsmärkte die Erhaltung von natürlichen Wäldern zu einem profitablen Unternehmen machen, dann werden die Kosten für die Entforstung dramatisch ansteigen.”sagt Butler. ” Das Netresultat könnten von Unternehmen angetriebene Erhaltung von wildem Land sein. Natürlich, der Schlüssel zum Erfolg zu dieser Bemühung ist es sicherzustellen daà die Landbevölkerung und die Waldbewohner einen Teil der Profite erhalten. Ohne ihre Mitarbeit wird die Entwaldung nicht beendet werden.”