Goldmine am Río Huepetuhe im peruanischen Amazonas-Regenwald. Foto: Rhett A. Butler
Das Ausmaß des Goldabbaus im peruanischen Amazonas-Regenwald hat seit 1999 einen dramatischen Anstieg um 400% erfahren. Grund dafür sind die schnell steigenden Goldpreise. Wie eine Studie aus dem Jahr 2013 in Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS), einer US-amerikanischen wissenschaftlichen Fachzeitschrift, zeigt, richten die Abbaumaßnahmen verheerende Schäden an den Wäldern und einheimischen Flüssen an.
Dies ist das Ergebnis einer Untersuchung, die von Greg Asner von der Carnegie Institution for Science geleitet wurde. Es liegt einer Kombination von mehreren Faktoren zugrunde: Satellitenbildern, Untersuchungen vor Ort und der Arbeit eines modernen, von einem Flugzeug aus betriebenen Sensors. Dieser Sensor kann die Vegetation über und unter dem Baumkronendach des Regenwaldes mit einer Auflösung von 1,1 Metern genau erfassen. Diese Herangehensweise machte es den Forschern möglich, Veränderungen innerhalb von Waldflächen von bis zu 10 m² Größe zu erkennen, was wiederum ermöglichte, tausende von kleinen, verborgenen Minen zu entdecken, die bei einem größeren Maßstab bisher unbemerkt blieben.
Goldabbau im peruanischen Amazonas-Regenwald. Foto: Rhett A. Butler
Die Ergebnisse sind ernüchternd: die Größe der Fläche, auf der in der Region Madre de Dios in Peru Gold abgebaut wird, hat sich seit 1999 von weniger als 10.000 Hektar auf mehr als 50.000 Hektar im September 2012 vergrößert. Betrug die Expansionsrate vor 2008 noch 2.166 Hektar pro Jahr, so stieg sie in den Jahren danach auf 6.145 Hektar pro Jahr. Es wird vermutet, dass die stark ansteigenden Goldpreise zusammen mit der verbesserten Zugänglichkeit der Region durch neue Straßen der Grund für den starken Anstieg der Abbaumaßnahmen sind.
„Unsere Ergebnisse enthüllen weitaus mehr Schäden am Regenwald als bisher von der Regierung, nichtstaatlichen Organisationen und anderen Forschern gemeldet wurden“, sagt Asner, und merkt an, dass kleine, illegale Minen für mehr als die Hälfte des Goldabbaus in der Region verantwortlich seien.
OBEN: Regionales Vorkommen und Verteilung kleiner und großer Minen im Süden der Region Madre de Dios. UNTEN: Erneute Abholzung aufgrund kleiner und großer Abbauprojekte in den Jahren 2008-2012 infolge der weltweiten finanziellen Rezession und dem schnellen Anstieg von Goldpreisen. Mit freundlicher Genehmigung von Greg Asner et al., 2013.
Die Entdeckungen sind deshalb bedeutend, weil sich die Umweltschäden durch den Rohstoffabbau nicht nur auf den Verlust von Waldfläche beschränken – der Abbau zerstört Flüsse, erschwert die Jagd und schickt Giftmüll stromabwärts in die Richtung von Dörfern und Städten. In anderen Untersuchungen wurde ein erhöhtes Quecksilbervorkommen sowohl in Fischbeständen als auch in den Körpern von Menschen aus Bevölkerungsgruppen in und um Puerto Maldonado festgestellt, einer Großstadt flussabwärts von mehreren großen Abbaustätten. Andere Forschungsergebnisse legen nahe, dass die Nachwirkungen des Rohstoffabbaus jahrzehntelang spürbar sein könnten: ein Artikel, ebenfalls in PNAS erschienen, zeigt, dass die Reste des Quecksilbers, die vom Goldrausch Mitte des 19. Jahrhunderts in Kalifornien stammen, immernoch landwirtschaftliche Flächen im fruchtbaren Zentraltal des Staates verseuchen. Die Langzeitkonsequenzen für den peruanischen Amazonas-Regenwald, der eines der höchsten Vorkommen biologischer Vielfalt aller Zeiten aufweist, sind größtenteils immernoch unbekannt.
„Die Folgen des Goldrauschs in Madre de Dios, Peru, übersteigen die Auswirkungen aller anderen Gründe von Waldverlust in der Region zusammen, inklusive Abholzung, Vieh- und Landwirtschaft“, sagt Asner. „Das ist sehr wichtig, da wir von einem weltweiten Hotspot biologischer Vielfalt sprechen. Das Goldfieber ist der Grund dafür, dass die unglaubliche Flora und Fauna der Region gerade für immer verloren geht.“
LINKS: (A) Bestätigte und vermutete Abholzung als unmittelbare Folgen des Goldabbaus in der südlichen Madre-de-Dios-Region (1999 bis 2012). (B) Ertrag der drei großen Minen verglichen mit den kleinen Minen (1999 bis 2012). Mit freundlicher Genehmigung von Greg Asner et al., 2013. RECHTS: Goldabbau im peruanischen Amazonas-Regenwald. Foto: Rhett A. Butler
Asners Artikel, der in Zusammenarbeit mit Forschern der Carnegie Institution und Perus Umweltministerium entstand, kommt zu einer Zeit, in der sich die Spannungen bezüglich des illegalen Goldabbaus in Peru verhärten. Ende September riefen mehrere Gewerkschaften von informellen Goldschürfern einen „Streik“ in Madre de Dios aus. Straßen wurden gesperrt; es gab Drohungen, eine Wasseraufbereitungsanlage zu attackieren; eine kleine Bauernstadt an der interozeanischen Autobahn wurde überfallen. Das Umweltministerium musste Sicherheitskräfte loschicken, um die Büros in Lima und Puerto Maldonado zu schützen.
Einer der Coautoren der Studie, Ernesto Raez Luna, ein Senior-Berater von Perus Umweltminister, lässt sich davon nicht abschrecken und sagt, dass das Forschungsprojekt es der Regierung möglich machen wird, gegen den illegalen Goldabbau vorzugehen.
„Es war bisher besonders schwierig, qualitative Informationen bezüglich des illegalen Goldabbaus zu erlangen, um vernünftige Entscheidungen bezüglich einem Regelwerk und dessen Vollstreckung treffen zu können. Endlich haben wir sehr detaillierte und akkurate Daten, mit denen die Regierung arbeiten kann. Wir nutzen diese Studie, um die Peruaner vor den schrecklichen Folgen des illegalen Goldabbaus in einer der wichtigsten Enklaven der Artenvielfalt der Welt zu warnen, einem Ort, den wir als Nation schwörten, für die ganze Menschheit zu beschützen. Niemand sollte auch nur einen Gramm dieses Dschungelgoldes erwerben. Der Abbau muss gestoppt werden“.
Blick auf den Goldabbau in Peru vom Boden. Foto: Greg Asner
Illegaler Goldabbau beschränkt sich nicht nur auf die Region Madre de Dios oder den peruanischen Amazonas-Regenwald. Hohe Goldpreise haben den illegalen Goldabbau in allen Regenwäldern der Welt vorangetrieben, darunter Kolumbien, Brasilien, Venezuela, die Guayanas, Mittelamerika, Madagaskar, Zentral- und Westafrika und Südostasien.
Güido Lombardi spricht über den Schaden, den der Goldabbau in der Region Madre de Dios im Südosten Perus verursacht hat (Spanisch).
Gregory P. Asner, William Llactayo, Raul Tupayachi, and Ernesto Ráez Luna. (2013). Elevated rates of gold mining in the Amazon revealed through high-resolution monitoring. PNAS