Wissenschaftler in Brasilien haben im bedrohtesten Ökosystem des Landes eine neue Art von Baumstachelschweinen beschrieben. Die Beschreibung wurde in der letztwöchigen Ausgabe von Zootaxa veröffentlicht.
Ein Forscherteam rund um Antonio Rossano Mendes Pontes [Interview 2009], Biologe an der staatlichen Universität Universidade Federal de Pernambuco, fand das Stachelschwein in einem kleinen Waldstück im Bundesstaat Pernambuco. Sie tauften das Nagetier Coendou speratus, eine Kombination aus seinem lokalen Namen “coandu-mirim” und dem lateinischen Wort “speratus” für “Hoffnung”.
Angesichts der Tatsache, dass das Stachelschwein vom Aussterben bedroht ist, ist der Name treffend gewählt. Etwa 98 Prozent seines Lebensraumes im Wald wurden bereits zerstört, und seine Population ist so zersplittert wie der Wald, den es bewohnt, was die Art anfällig für Inzucht macht, so die Forscher. Die Art wird auch aktiv von Einheimischen gejagt.
Coendou speratus. Foto mit freundlicher Genehmigung von Antonio Rossano Mendes Pontes / Universidade Federal de Pernambuco
Das Coendou speratus teilt den Lebensraum des nordöstlichen atlantischen Waldes mit noch einer größeren Stachelschweinart, die im Blätterdach wohnt. Coendou speratus lebt in mittlerer Höhe und ist vorwiegend nachtaktiv, tagsüber schläft es in Baumhöhlen. Es ernährt sich von Samen.
Der nordöstliche atlantische Wald ist der bedrohteste Lebensraum Brasiliens. Der Großteil des Ökosystems, das in den Bundesstaaten Pernambuco und Alagoas liegt, wurde bereits gerodet und in landwirtschaftliche Flächen und Rinderweiden umgewandelt. Pontes teilte der Associated Press mit, dass viele Arten, die die Region ursprünglich bewohnten, jetzt lokal ausgestorben sind.
Der nordöstliche atlantische Wald ist Teil des größeren Ökosystems Mata Atlântica oder Atlantischer Wald, das sich einst von Nordostbrasilien bis Argentinien erstreckte. Auch dieses wurde bereits sehr reduziert und bedeckt heute nur noch weniger als zehn Prozent seiner ursprünglichen Ausdehnung.
Der Mata Atlântica wird als einer der weltweiten Hotspots für Biodiversität betrachtet. Wissenschaftler haben in dem Ökosystem 264 Säugetierarten, nahezu 1.000 Vögel, 456 Amphibien, über 300 Reptilien und 350 Süßwasserfische verzeichnet. Fast ein Drittel seiner Arten sind endemisch.
ZITAT: Pontes et al (2013). A new species of porcupine, genus Coendou (Rodentia: Erethizontidae) from the Atlantic forest of northeastern Brazil. Zootaxa 3636 (3): 421–438 http://dx.doi.org/10.11646/zootaxa.3636.3.2